8.11.2021
DIG
7:30 die Andacht beginnt. Wir lesen aus einem Andachtsbuch die Bibelstelle und den Andachtstext und beten für zwei Mittarbeiter die zuvor aus einer Dose gezogen werden. Diese erzählen auch wie es ihnen geht und wo sie Gebet brauchen.
So startete mein erster Arbeitstag in der DIG. Die halbe Stunde vor 8:00 Uhr ist Ehrenamtlich, wird aber von vielen Mitarbeitern gerne in Anspruch genommen, denn den Tag mit Gott zu beginnen macht sicher einen Unterschied. Bevor ich zu Melanie in die Küche gegangen bin, wollten Ralf und Katja mit mir noch sprechen und haben mir wichtige Infos im Umgang mit den Klienten gegeben.
Bis 10 Uhr haben wir mit den Klienten (4 Personen) das Gemüse und den Salat geschnitten damit wir nach der Tee-Pause zum kochen schreiten konnten. Ich habe einen großen Kürbis klein geschnitten und die Klienten S., N und A. haben mit Melanie der Köchin die Kartoffel, Karotten, Lauch, Sellerie, …… geschält und Geschnitten. Im Dampfgarer wurden dann der Kürbis und die Kartoffeln weich gedünstet die wir dann gemeinsam zu einem Püree verarbeitet haben. Dazu haben wir aus Pizzateig (den die DIG von Spar geschenkt bekommen hat) gefüllte Gemüsetaschen gemacht. Melanie hat den Lauch, Sellerie, Karotten und Kräuter mit noch einer Zutat die ich dicht gesehen habe verkocht und für die Fülle auskühlen lassen. Nachdem alles im Backofen zubereitet wurde haben wir Serviert und um 12:15 miteinander gegessen. Nach dem Mittagessen gab’s noch Kuchen mit Trauben und dann spielen und unterhalten mit den Klienten. Von 13:15 bis 15:15 haben wir mit den 4 Klienten Geschirr gewaschen und die Küche gereinigt.
Bis 11 Uhr war ich mir nicht sicher ob dies wirklich was für mich ist, denn plötzlich war ich mit allem was dazu gehört überfordert. Denn kochen ist nur die Nebensache bei der Arbeit. In erster Linie geht es um Behinderten Betreuung (gemeinsames Zubereiten, Kochen und aufräumen). Doch mit der Zeit legte sich diese Unsicherheit und zum Ende hin konnte ich mich mit der Arbeit etwas anfreunden. Besonders schön war es mit N. und A. gemeinsam zu kochen und zu unterhalten. Reden, Anleiten, Zurechtweisen, Ermutigen und Spaß haben begleitet ständig die Arbeit mit den Klienten. Das ist eigentlich die schwierigste Arbeit. Das kochen selbst würde nicht so anstrengend sein. Doch mit den Klienten zusammen ist das ganz was anderes. Ja es ist anstrengend aber sehr bereichernd und es macht mich glücklich und zufrieden.
Freu mich schon auf den morgigen Tag, wo ich der Küchenchef bin, weil Melanie nicht da ist. Ich werde mit Klaus einem Betreuer ein Rindsgulasch mit Nudel und Endiviensalat für 40 Personen zubereiten. Als Nachspeise gibt es fertige Schaumrollen.
Hab mich heute aber auch etwas verletzt. Obwohl Melanie mich zuvor gewarnt hat, habe ich mich beim öffnen des Steamers mit heißem Dampf im Gesicht und besonders an den Nasenschleimheuten verbrannt. Wir müssen mit FFP2 Maske kochen. Doch habe ich da die Maske unter der Nase getragen und so ist es mir passiert das ich beim öffnen der Türe gerade eingeatmet habe. Autsch hat das weh getan. Bin sofort ins Bad gelaufen und habe mir die Nase innen und außen gekühlt, dazu nasses kaltes Handtuchpapier in die beiden Nasenlöscher gesteckt und außen auch mit kaltem nassem Papier gekühlt. Auch das linke Ohr hab ich mir etwas verbrannt. Was soll´s, das nächste mal passiert mir das nicht mehr.
9.11.2021
Heute bei der Andacht dachte ich mir kurz, “schon wieder arbeiten, ob mir das wieder so viel Spaß macht wie gestern“, doch als ich beim Zwiebel schneiden in der Küche stand und zuvor der N. erklärt habe wie man Zwiebel schält, wusste ich plötzlich, dass dies mein Platz ist. Ich bin beim Kochen voll in meinem Element. Habe heute alleine mit der Hilfe von N. ein Rindsgulasch gekocht, das so gut wurde, dass selbst ein Mitarbeiter, der kein Gulasch mag nochmals nachgeholt hat. Das ist doch eine tolle Bestätigung, oder? Heute bin ich mir noch viel sicherer, dass dies meine Arbeit für die Zukunft werden könnte. Bin zwar wieder sehr müde zurück zu meinem Märchenschloss gefahren, aber mit einem glücklichen fröhlichen Herzen. Bin Jesus so dankbar für die Erfahrung die ich hier machen darf. Was mich total verwundert ist, dass ich die Küche mit Freude sauber mache, etwas was ich im CVJM ungern gemacht habe. Das Schöne an der Arbeit ist, der ständige Kontakt mit den Klienten die in der Küche mitarbeiten. Das viele Reden, Scherzen und Ermutigen ist aber auch das was müde macht. Körperlich ist die Arbeit nicht schwer, doch geistig werde ich schon herausgefordert. So wie es aussieht, hat mir Gott auch da die Gabe geschenkt, mit den Menschen in der DIG arbeiten zu können.
11.11.2021
Ich bin so dankbar, dass ich eine Woche schnuppern darf, denn nur so bekomme ich einen Einblick was mich erwartet wenn ich diese Arbeit wirklich machen will. Das Blatt hat sich etwas gewendet nachdem ich gestern nicht arbeiten gegangen bin weil ich mich etwas krank gefühlt habe, denn aus jetziger Sicht bin ich nicht mehr 100% davon überzeugt und begeistert hier arbeiten zu wollen. Sagen wir mal wollen würde ich schon, eher bin ich mir nicht sicher, ob ich die Belastung auf Dauer aushalte und ich Qualifiziert genug bin. Das kochen für 35-40 Personen würde ich mir schon zutrauen. Doch es ist nicht das kochen was mich abschreckt. Ich weiß nicht, ob ich mental stark genug bin mit den Klienten zu arbeiten und ob ich genug Stressresistent bin, denn die Arbeit ist schon sehr anstrengend (Geistig). Aus jetziger Sicht würde ich eher Nein sagen. Bin froh diesen Einblick bekommen zu haben, denn das hilft mir die Entscheidung gut durchdacht zu treffen. Ich lass das erlebte jetzt mal sitzen und werde später noch zwei Tage anhängen. Werde eine Liste schreiben mit Vor und Nachteilen auf beiden Seiten und werde dann wegstreichen, was für eine Entscheidung nicht vordergründlich wichtig ist (wie: wohnen in schöner Umgebung usw….). Dann darüber beten und bis Ende des Jahres eine Entscheidung treffen. Nur weil ich jetzt Nein zur DIG sage, heißt das nicht dass es ein Nein bleibt. Ich bin jetzt an den Punkt angekommen nicht nur das zu wollen und zu tun was ich mir wünsche, sondern Gott zu fragen, was ER will.
12.11.2021
Wenn ich meine Zeilen lese, denke ich; „Mann wie wankelmütig bin ich den“, von einem Tag auf den anderen habe ich andere Gedanken und Gefühle. Das ich plötzlich krank geworden bin lässt mir ein Muster erkennen welches immer dann eintritt wenn ich vor etwas Angst habe. Denn wirklich krank bin ich gar nicht. Ja ich hab etwas husten, ist aber normal bei meiner Lunge und ich bekomme leicht Kopfschmerzen. Wahrscheinlich steckt auch etwas in mir, dass aber Psychosomatisch verstärkt wurde. Es stimmt ich bin jetzt an dem Punkt angekommen Gott zu fragen welchen Weg ER für mich vorbereitet hat. Bin jetzt auch bereit in Wien zu bleiben, wenn das sein Weg ist. Zuvor war ich so auf Windischgarsten Fixiert, dass ich eine andere Weg-Führung nicht akzeptiert hätte. So gesehen arbeitet Jesus eh schon voll an mir. Wahrscheinlich hat auch diese Erkrankung, wenn auch wieder etwas Psychisch gepuscht auch was Gutes. Ich tue mir aber mit der Aufforderung Jesu so schwer, alle meine Sorgen auf IHN zu werfen. Alle Ängste, Zweifel, Unsicherheiten usw…. bei Jesus abgeben und dann ohne DIESEN weiter im Glauben und Vertrauen, dass ER nur das Beste für mich will zu leben bringe ich einfach nicht fertig. Ich weiß nicht was mir fehlt um mich hier voll Vertrauen einzulassen. Gott hat in meinem Leben schon so viel Gutes gemacht und dennoch klammere ich mich an den Sorgen fest. Ich muss jetzt unbedingt lernen nicht wieder vor Ängsten und Unsicherheiten davon zu laufen, sondern mich Diesen zu stellen. Ich werde sonst nie mein volles Potenzial erkennen, das Gott in mich reingelegt hat. Warum laufe ich vor einer offenen Türe weg, die Gott mir öffnet? Ist es nicht so, dass wenn Gott mir eine Türe öffnet, ER auch weiß dass ich für diese Arbeit der Richtige bin? Gott wird mir doch keine Türe öffnen wenn ich mit der Arbeit dann nicht klar komme, oder? Ob die DIG Türe offen steht oder nicht, ist noch nicht klar, weil mein Schnuppern auch eine Entscheidung Ihrerseits ist. Wie stelle ich mich an, wie gehe ich mit den Leuten um, kann ich kochen, ……… .
Ich möchte jetzt die Bibelschule weiter nutzen um tiefer mit Jesus in Verbindung zu kommen, denn das ist ja der Grund warum ich hier auf dem Schloss bin. Ich bedanke mich für jeden, der für und mit mir betet.
Lieben Gruß
Norbert
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Kommentare
Ich bin berührt von deiner großen Offenheit und deinet Fähigkeit dich mit dir selbst gut zu reflektieren. Ich finde es toll wenn du deine Gedanken nachträglich wieder lesen kannst und deine Gefühle und Gedankdn darüber auch wieder aufschreiben kannst. Du wirst dadurch immer stabiler und stärker, das sehe ich bei dir. Sei gesegnet und sei voller Zuversicht, der Herr lrnkt deine Schritte sicher zum Ziel!
Bro, ich habe gerade jetzt (da ich das erst heute gelesen habe) für dich und diesen Entscheidungsfindungsprozess gebetet. Du mögest Tag für Tag ein Stück mehr Klarheit erlangen. Stell dir vor: Ich habe das Gefühl, dass du diese Aufgabe durchaus meistern könntest. Auch wenn mittlerweile seitens der Leiter/Verantwortlichen des DIG schon eine Entscheidung gefallen sein dürfte, glaube ich, dass du dir das doch nochmal ganz genau anschauen solltest. Glaubst du, könntest du diese Gelegenheit nochmals bekommen?
Gott zum Gruß, Franz